Shopping, Kunst & Welfenspeise

Sie erreichte die M8 gerade noch bevor diese losfuhr. Schnell sprang sie die Stufen empor. Die Türen schlossen sich. Sie ließ sich erleichtert auf den nächsten Sitz fallen, stellte ihre Tasche mit den Einkäufen auf die Erde und lehnte ihre Stirn an das kühle Glas der Scheibe. Geschafft! Ruckelnd setzte sich die alte Bahn in Bewegung. Sie kannte diese Strecke. Schon hunderte Male war sie hier entlang gefahren, trotzdem entdeckte sie immer etwas neues. –
Die Blumenfrau an der Ecke hatte die ersten Frühlingsblüher vor die Tür gestellt. Die bunten Köpfe der Tulpen reckten sich vorsichtig den ersten warmen Sonnenstrahlen entgegen. Zartes Licht und sanfte Schatten wechselten sich zwischen den Häusern ab. Ach, das alte Café hatte endlich einen neuen Besitzer gefunden und erstrahlte nun in einem hellen Cremeton. Die rustikalen Landmöbel passten gut zu dem antiken Charme der großen Fenster. Auch die Läden waren neu gestrichen worden und leuchteten in einem goldigen Honigton, selbstverständlich passend zur hölzernen Außenbestuhlung. Unwillkürlich stieg ihr der Geruch von frisch gemahlenen Kaffee in die Nase und sie lächelte. Sie fingerte ein Croissant aus ihrer Tasche und biß genüßlich hinein. Beim nächsten Besuch sollte sie unbedingt einen Abstecher in das Café machen. Es sah einladend aus. Die Tram ruckelte derweil unentwegt der nächsten Haltestelle entgegen. Neugierig reckte sie den Hals. Über drei Jahre war sie nicht hier gewesen. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Es hatte sich einiges verändert.

 

Wo Wasserkocher nicht verkalken

2011 – 2013. Derselbe Ort. Verändert. Ähnlich?
Weniger. Und mehr.
Eine Tischleuchte fehlt. Und die kleine Holzbank vor dem Fenster. Ein Nagel.
Das kleine grüne Sofa ist nicht mehr da. Das Neue ist größer, moderner.
Dafür fliegende Vögel. Ein Papierschiff. Sind es Schwäne?
Ein Regal ist dazugekommen. Bilder? Schwarz und weiß. Jan-Malte singt.
Im Reiseführer fehlt Seite 265.

Vorstellungsgespräch

Besuch in der Großstadt

Sie blickte nach oben. Durch den klaren Nachthimmel konnte sie den blassen Mond erkennen. Vor ihr lag hell erleuchtet die Straße. Es war kein Mensch zu sehen. Langsam kroch vom nahen Fluss der Nebel empor. In Fetzen zogen ihr die aufsteigenden Schwaden kalt entgegen. Sie schauderte und schlug den Kragen ihres Mantels hoch. Es wird Winter, dachte sie. Der Glockenturm der nahen Kirche erscholl. Es war drei Uhr. Der Tag war lang und anstrengend. Plötzlich kam von irgendwoher leise Musik. Schritte hallten durch die Straßenschlucht und verklangen. In der Ferne bellte ein Hund. Unter dem fahlen Licht einer Straßenlaterne sah sie auf die graue Häuserwand. Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht als sie das Graffito sah.

Nachtrag

 

 

 

 

Die Gassen lagen still und verlassen in der Mittagshitze. Nur der Duft von gebratenem Knoblauch zog listig um eine Häuserecke. Sie merkten erst jetzt, dass sie hungrig waren.

Barfuß liefen sie weiter über das aufgewärmte Kopfsteinpflaster. Vor ihnen wechselte eine grau getigerte Katze träge die Straßenseite. Durch die Platane vor dem Haus raschelte ein müder Wind. Noch ein paar Schritte und sie hatten ihr kleines Appartement erreicht. Drinnen umfing sie eine kühle Frische. Erleichtert schlossen sie die Tür zum Innenhof hinter sich.

Schnell gewöhnten sich die Augen an das spärliche Licht, das durch die geschlossenen Fensterläden in Streifen auf den Boden fiel. Sie blickten sich an und lächelten. Erschöpft ließ sie sich auf das weiche Sofa fallen. Er ging in die Küche und kehrte mit einer Karaffe Wasser und zwei Gläsern zurück. Die Limettenstücke fielen auf die klirrenden Eiswürfel als er ihnen einschenkte.

Siesta.