Rundstück

Als ich die Augen öffnete, fielen bereits die ersten Sonnenstrahlen durch das kleine Dachfenster. Schnell stand ich auf und öffnete es. Die kühle Morgenfrische strömte herein und ließ mich für einen kurzen Moment erschauern. Der Blick ging weit über den kleinen Park zu den grünen Wiesen. Kühe standen auf der nächstgelegenen Weide. Über die knarzenden Dielen huschte ich zurück in mein warmes Bett. Gemütlich kuschelte ich mich unter die weiche Bettdecke. Ein wohliger Seufzer entwich mir. Durch das geöffnete Fenster kam leichtes Vogelzwitschern herein. Irgendwo rief ein Esel. Ich hörte das gleichmäßige Ticken des Weckers auf dem Nachtschrank. Es ging auf acht Uhr zu. So langsam kehrte die Erinnerung an den gestrigen Abend zurück: Die Reifenpanne, der Dauerregen, die hereinbrechende Nacht. Die Landstraße lag verlassen in einer dichten Wand von Regen. Weit und breit war kein Haus zu sehen, nur Wald und Felder rechts und links. Jeder Versuch mit dem Handy eine Verbindung aufzubauen scheiterte. Nicht als Rauschen drinnen wie draußen. Ich weiß nicht, wie lange ich dort im Wagen gesessen habe, als zwei Lichter sich langsam durch die Dunkelheit tasteten. Der klapprige Citroën, der freundliche rustikale Herr und schließlich – eine gefühlte Ewigkeit später – seine Frau mit zwei warmen Tassen heißen Tees in der Hand im Türrahmen des Gutshauses. Ich lächelte. Meine Gedanken kehrten zurück. Neugierig sah ich mich in der kleinen Dachkammer um. Der maritim angehauchte Raum war in sich stimmig hergerichtet. Die weiße Tapete war mit einem floralen Muster und in verschiedenen Farbnuancen eines Azurblaus üppig verziert. Das dunkle Braun der schweren antiken Möbel bildete einen guten Gegensatz zum verspielten Charakter der Dekoration. Alles wirkte freundlich und mit Bedacht ausgewählt.

Heute habe ich das erste Mal mit einer Tasse Kaffee in der Hand vor dem Haus gesessen.
Leichter Dampf stieg aus der Tasse auf. Vorsichtig nahm ich einen ersten Schluck und schloss die Augen. Der frühe Morgen verströmte eine friedliche Stille in diesen letzten Ferientagen. Die Luft war klar und frisch.
Der Herbst nahte. Morgens blieb es bereits länger dunkel. Die hellen Steinstufen waren noch kühl von der Kälte der Nacht, doch die Morgensonne entfaltete bereits jetzt ihre wärmende Kraft. Vom nahen Feld kam das Geräusch eines Treckers als ein Auto die Kieseinfahrt hochgefahren kam.

gestern, 29.08./13