Spurwechsel

Die alte Stahltür öffnete sich quietschend. Der monotone Lärm aus dem Gebäude schwoll an. Vorsichtig sah sie in den hell erleuchteten Maschinenraum. Der Geruch von Metall und Öl lag in der Luft. Es war niemand zu sehen. Seufzend durchquerte sie den Raum und stieg mit schweren Schritten die stählerne Treppe nach oben. Sie schloss die Tür zum Laborbereich auf und betrat das gläserne Kabinett. Ihr Blick fiel auf den Aufkleber neben dem Waschbecken. „Kein Trinkwasser!“ warnte er. Sie schüttelte unmerklich mit dem Kopf. Sie hatte vergessen, neues Wasser abzufüllen. Das Telefon klingelte. Der morgendliche Kaffee musste warten. Doch abrupt verstummte der schrille Ton wieder. Sie blickte erleichtert auf und ein kurzes Lächeln huschte über ihr müdes Gesicht. Der Maschinenraum lag verlassen vor ihr. Sie liebte diese frühe Stunde, wo die Arbeiter ihre erste Pause vor dem Radio im Nebenraum verbrachten. Waren die Maschinen erst eingestellt, liefen sie von allein. Aufmerksam horchte sie auf. Die Melodie kam ihr bekannt vor. Woher kannte sie dieses Lied? Als einer der Männer begann den Text mitzusingen, musste sie erneut lächeln. Ihre Gedanken schweiften ab zu einem unbeschwerten Sommertag, der längst vergessen schien.