Fröhliches Osterfest!

Der Schneehase verirrt sich nicht häufig in unsere Breitengrade. Der scheue Alpenbewohner zählt in Deutschland zu den bedrohten Tierarten. Der Anblick eines Schneehasen ist also durchaus ein seltener Genuss. Dies liegt auch an seiner guten Tarnung und seiner verborgenen Lebensweise. Er ist vorwiegend nachtaktiv und verbringt den Tag unauffällig zwischen Latschen, Büschen und Steinen. Jedoch ist der Schneehase durchaus als gesellig zu bezeichnen. Er bildet Zusammenschlüsse mit Artgenossen, welche der erhöhten Sicherheit der Tiere dienen. Seine Eier haben diesselbe Farbe, wie sein Winterfell: Sie sind weiß und an ihren Enden bräunlich eingefärbt – genau wie seine Löffelspitzen im Winter. Wenn man ganz großes Glück hat und es schneit zur Osterzeit, kann man sie verborgen in einer Grube im Schnee oder im Erdboden entdecken.

Shopping, Kunst & Welfenspeise

Sie erreichte die M8 gerade noch bevor diese losfuhr. Schnell sprang sie die Stufen empor. Die Türen schlossen sich. Sie ließ sich erleichtert auf den nächsten Sitz fallen, stellte ihre Tasche mit den Einkäufen auf die Erde und lehnte ihre Stirn an das kühle Glas der Scheibe. Geschafft! Ruckelnd setzte sich die alte Bahn in Bewegung. Sie kannte diese Strecke. Schon hunderte Male war sie hier entlang gefahren, trotzdem entdeckte sie immer etwas neues. –
Die Blumenfrau an der Ecke hatte die ersten Frühlingsblüher vor die Tür gestellt. Die bunten Köpfe der Tulpen reckten sich vorsichtig den ersten warmen Sonnenstrahlen entgegen. Zartes Licht und sanfte Schatten wechselten sich zwischen den Häusern ab. Ach, das alte Café hatte endlich einen neuen Besitzer gefunden und erstrahlte nun in einem hellen Cremeton. Die rustikalen Landmöbel passten gut zu dem antiken Charme der großen Fenster. Auch die Läden waren neu gestrichen worden und leuchteten in einem goldigen Honigton, selbstverständlich passend zur hölzernen Außenbestuhlung. Unwillkürlich stieg ihr der Geruch von frisch gemahlenen Kaffee in die Nase und sie lächelte. Sie fingerte ein Croissant aus ihrer Tasche und biß genüßlich hinein. Beim nächsten Besuch sollte sie unbedingt einen Abstecher in das Café machen. Es sah einladend aus. Die Tram ruckelte derweil unentwegt der nächsten Haltestelle entgegen. Neugierig reckte sie den Hals. Über drei Jahre war sie nicht hier gewesen. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Es hatte sich einiges verändert.

 

Blauer Salon

Hellwach blickte sie in die Runde. Die Teamsitzung gestaltete sich anders als erwartet. Teamsitzung?! –
Waren sie noch ein Team?
Der runde Herr Meier, der bereits mehrmals durch auffälliges Magenknurren auf sich aufmerksam gemacht hatte, blickte alle fünf Minuten erstaunlich hektisch für sein sonst so ruhiges Gemüt auf die langsam vor sich hin tickende Bürouhr. Frau Krüger, die rechte und die linke Hand des Chefs, Herrn Müller-Kastrup, dem leicht chaotischen, aber fachlich brillianten Abteilungsleiter. Regelmäßig sprang sie auf und schenkte ihm Kaffee nach, stets liebevoll mit einem kleinen Keks dekoriert. Herr Müller-Kastrup referierte indessen ohne Unterlass und ohne eine Miene zu verziehen weiter. Dann Herr Schmidt, von den Kollegen wegen seiner hageren, schlaksigen Statur auch das Wiesel genannt. Er war scharf auf den Job des Chefs und die blondierte Marketing-Assistentin, die heute wegen einer Grippe fehlte. In seiner unnachahmlich polemischen Art kommentierte Herr Schmidt ungefragt jeden Beitrag mit spitzen Bemerkungen. Sie runzelte unbemerkt die Stirn. Sie mochte ihn nicht. Plötzlich wurde eine Stimme lauter und durchdrang ihre Gedanken. Sie war vom Thema abgeschweift. Worum ging es? Alle starrten Sie an.

Spurwechsel

Die alte Stahltür öffnete sich quietschend. Der monotone Lärm aus dem Gebäude schwoll an. Vorsichtig sah sie in den hell erleuchteten Maschinenraum. Der Geruch von Metall und Öl lag in der Luft. Es war niemand zu sehen. Seufzend durchquerte sie den Raum und stieg mit schweren Schritten die stählerne Treppe nach oben. Sie schloss die Tür zum Laborbereich auf und betrat das gläserne Kabinett. Ihr Blick fiel auf den Aufkleber neben dem Waschbecken. „Kein Trinkwasser!“ warnte er. Sie schüttelte unmerklich mit dem Kopf. Sie hatte vergessen, neues Wasser abzufüllen. Das Telefon klingelte. Der morgendliche Kaffee musste warten. Doch abrupt verstummte der schrille Ton wieder. Sie blickte erleichtert auf und ein kurzes Lächeln huschte über ihr müdes Gesicht. Der Maschinenraum lag verlassen vor ihr. Sie liebte diese frühe Stunde, wo die Arbeiter ihre erste Pause vor dem Radio im Nebenraum verbrachten. Waren die Maschinen erst eingestellt, liefen sie von allein. Aufmerksam horchte sie auf. Die Melodie kam ihr bekannt vor. Woher kannte sie dieses Lied? Als einer der Männer begann den Text mitzusingen, musste sie erneut lächeln. Ihre Gedanken schweiften ab zu einem unbeschwerten Sommertag, der längst vergessen schien.

Wo Wasserkocher nicht verkalken

2011 – 2013. Derselbe Ort. Verändert. Ähnlich?
Weniger. Und mehr.
Eine Tischleuchte fehlt. Und die kleine Holzbank vor dem Fenster. Ein Nagel.
Das kleine grüne Sofa ist nicht mehr da. Das Neue ist größer, moderner.
Dafür fliegende Vögel. Ein Papierschiff. Sind es Schwäne?
Ein Regal ist dazugekommen. Bilder? Schwarz und weiß. Jan-Malte singt.
Im Reiseführer fehlt Seite 265.