#SUP

Schwarze Wasser
Ich habe schon einmal auf einem Brett gestanden, einem sog. Hardboard, am Kanuhaus Werste in Bad Oeynhausen, trocken und auf dem grünen Rasen. Weiter bin ich nicht gekommen. Ich bin aber auch Schönwetter-Sportmuffel. Für mich muss es warm sein und das Wasser mediterran und mit Meersalz versetzt.

Ganz anders ist Christoph Krahe, Inhaber von supstitut und leidenschaftlicher Stand up-Paddler. Wetter ist kein Thema für ihn. Und das Wasser nimmt er, wie es ist, egal, ob See, Fluss oder Meer, warm oder kalt, regional oder im Ausland. Ich nehme ihm seine Leidenschaft ab, so wie er da gut gelaunt, schon leicht gebräunt mit kurz geschorenen Haaren und in beige-brauner Funktionskleidung vor mir steht. Ein Outdoor-Mensch, den es, ob Sonne oder Regen, nach draußen treibt. …

Die Sonne fällt in den weiten, weißen Raum als wir uns mit der Kaffeetasse in der Hand an den langen Holztisch setzen. Und er fängt an zu erzählen, von seinem ersten Mal, 2010, als er sich eigentlich ein Kajak kaufen wollte, was nach einem halbstündigen Ausflug mit einem Leih-SUP auf dem Müggelsee in Berlin schnell Geschichte war. Statt des Kajaks kaufte er nun sein erstes Stand up-Paddleboard. „Stehen ist besser als Sitzen, auch für den Nacken“, sagt er schmunzelnd.

Heute hat Christoph um die 14 Boards oder genauer gesagt, I-SUPs (inflatable = aufblasbar), allesamt von Indiana, darunter sein eigenes, ein Hardboard, den Rest im Verleih. „Ein Leihboard für das Wochenende, Freitag bis Sonntag, kostet z.B. € 95, natürlich inklusive Zubehör“, sagt Christoph. Es klingt für mich nach einem bezahlbaren Spaß für die ganze Familie, natürlich bei gutem Wetter. „Auf jeden Fall“, sagt Christoph. „Das ist ja gerade das Gute: Stand up-Paddling ist für alle geeignet, egal ob jung oder alt, klein oder groß, dick oder dünn, sportlich oder nicht. Man darf nur keine Angst vor Wasser haben.“ Ich verstehe wirklich sehr gut, was er meint.

Als ich ihn nach seinem schönsten Erlebnis auf dem Board frage, lehnt er sich langsam im Stuhl zurück, streicht sich nachdenklich über den Kopf, bekommt dann glänzende Augen und beginnt zu erzählen. Wie ihn seine Frau im letzten Jahr in Südfrankreich vom Campingplatz am Lac d’Esparron nach Quinson an einen weiteren Stausee des Verdon brachte. Dort startete er flussabwärts zu einer Tour durch die Basses Gorges du Verdon, wie die untere Schlucht auch genannt wird. Eine Fluss-Strecke von etwa 10-12 km. „Es gibt zwischendrin keinen anderen Ein- oder Ausstieg. Nur schroffe, steil aufragende Felswände zu beiden Seiten, hier und da von kargem Grün durchzogen“, sagt Christoph. Als er allein auf dem Board den klaren, grün-blauen Fluss entlang glitt, nahm er plötzlich neben sich einen großen schwarzen Schatten wahr. Der Schatten überholte ihn im Flug und setzte sich ein Stück weiter links auf einen Baumstamm. Ein Adler, dunkel gefiedert bis zu den Krallen hinunter. „Genau das ist es, was mich so fasziniert. Dies außergewöhnliche Naturerlebnis beim stillen Dahingleiten“, sagt Christoph.

In diesem Moment in dem weißen Bungalow, wo ein Zug donnernd vorbeirauscht, und der grau-getigerte Hauskater Rudi versucht, durch die bodentiefen Balkonfenster eine Fliege zu fangen, klingt die Geschichte von dem wilden Raubvogel so unrealistisch, dass wir beide unwillkürlich laut lachen müssen. „Doch, so war es. Die Nähe zur Natur, allein mit dem Raubvogel zwischen den hohen Felswänden auf dem Fluss, das ist das Besondere, und all die Erlebnisse dabei“, sagt er nach einer Weile wieder ganz ruhig. Ich glaube ihm.

SUP_Werre_Löhne
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Es wird Zeit aufzustehen…
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